

Bleiben oder gehen? Bis vor kurzem habe ich gesagt: Bleiben natürlich! Es ist wichtig, auf der (immer noch) größten und einflussreichsten Plattform präsent zu sein, habe ich gedacht – und gehofft, dass hin und wieder ein Post geteilt wird, der über Rechtsextremismus und -populismus aufklärt, wissenschaftliche Studien zum Thema liefert und gute Beispiele journalistischer Berichterstattung zeigt. Wo, wenn nicht hier, kann man viele Menschen erreichen, die vielleicht bei dem ein oder anderen Post nachdenklich werden? Naiv, könnte man meinen. Aber warum nicht? Kostet nichts und bringt vielleicht doch was.
Ja, X/Twitter wurde leider immer mehr zur Radau-Plattform. Und es ließ sich ja kaum noch ein Post/Tweet finden, unter dem nicht hirnbefreit gepöbelt wurde. Aber, dachte ich: Auch wenn X (glücklicherweise) kein wirkliches Abbild der Gesellschaft ist, so zeigen sich doch (rechte) Tendenzen, die man aufmerksam beobachten sollte.
Aber dann: Elon Musk kündigt eine Großspende an den britischen Rechtsextremisten Nigel Farage an (den er mittlerweile aber gar nicht mehr lieb hat) und unterstützt eine „in Teilen gesichert rechtsextremistische“ Partei in Deutschland. Typisch Musk eben, könnte man denken: Launisch, destruktiv, wie ein kleines Kind. Auch ich habe geschmunzelt, als er auf einer Donald Trump-Bühne ungelenk herumhüpfte, als ob er – Verzeihung – nicht mehr alle Kerzen an der Tanne hat.
Mittlerweile müsste klar sein: Hier agiert kein leicht verrückter, kindlich überdrehter, aber irgendwie doch genialer Selfmade-Milliardär. Hier ist jemand am Werk, der genau weiß, was er tut – und der ganz gezielt an einem globalen rechtsextremen Netzwerk bastelt.
Kurzum: X kann kein Ort mehr sein, über Rechtsextremismus zu berichten oder ansatzweise zu diskutieren. Mein Account @journopiet liegt still. Leider fehlt damit jetzt auch eine Vernetzung, die anderswo erst mühsam wieder aufgebaut werden muss. Aber das ist es wert.
