Treffpunkt für Rechtsextremisten
Im Sommer 2017 berichteten mein Kollege Oliver Jürgens und ich das erste Mal für den WDR über die “Ahnenstätte Seelenfeld” ganz im Norden von Nordrhein-Westfalen. Ein heidnischer Begräbnisplatz mitten im Nirgendwo, idyllisch gelegen in einer kleinen Heidelandschaft bei Petershagen. Eigentlich ein schönes touristisches Ausflugsziel – allerdings hatten auch rechtsextreme Kreise den Ort für sich entdeckt und zur Wallfahrtsstätte gemacht.
Nach ersten Recherchen des szenekundigen Journalisten Julian Feldmann ließ sich belegen, dass es Bezüge zum “Bund für Gotterkenntnis” gibt, der vom Verfassungsschutz als antisemitisch eingestuft wird. Zu internen Veranstaltungen der “Ahnenstätte” trafen sich mehrfach bekannte Rechtsextremisten aus ganz Deutschland im Seelenfelder Dorfgasthaus, darunter ein bekannter Geschichtsrevisionist aus Niedersachsen, der u.a. eine führende Funktion im rechtsextremen “Verein Gedächtnisstätte” im thüringischen Guthmannshausen bekleidete. 2010 nahmen auch Neonazis des (inzwischen verbotenen) “Nationalen Widerstands Dortmund” an einer Veranstaltung teil.
Stadt Petershagen gab sich überrascht
Die Stadt Petershagen zeigte sich nach der Berichterstattung überrascht über die Vorwürfe und widersprach dem Eindruck, dass die Grabanlage eine Begräbnisstätte für Völkische sei und dass sich Petershagen zum Treffpunkt der rechten Szene entwickelt habe. Aufgeschreckt durch das Medieninteresse versprach die Stadtspitze allerdings eine Aufarbeitung.
Zumindest die problematische Entstehungsgeschichte der Ahnenstätte hätte der Stadt bekannt sein können. Die Gründung geht zurück auf die antisemitische Gruppierung der “Ludendorffer”, die die judenfeindliche Ideologie des Ex-Weltkriegsgenerals Erich Ludendorff und seiner Frau Mathilde vertraten. Erich Ludendorff hatte die Ahnenstätte in Seelenfeld als Begräbnisstätte für sich ausgesucht – was ein Einspruch Hitlers verhinderte.